Windpocken – Krankheitssymptome, Ursachen, Therapie und Behandlung

Windpocken gelten als klassische und hochansteckende Kinderkrankheit, die auch Erwachsene betreffen kann. Vor allem Schwangere sind in großer Gefahr, wenn sie sich mit Windpocken anstecken.

Inhalt

Was sind Windpocken?

Bei Windpocken (Varizella/Varizellen) handelt es sich um eine akute Virusinfektion, die durch das Varizella-Zoster-Virus, also von Herpesviren, ausgelöst wird. Vor allem Kinder stecken sich sehr leicht mit dem Virus an und bleiben lebenslang mit ihm infiziert.

  • Windpocken gibt es auf der ganzen Welt
  • Vor allem Kinder zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr erkranken
  • Auch Erwachsene können sich mit Windpocken anstecken, wenn sie noch nicht daran erkrankt waren
  • 95 Prozent der Erwachsenen sind immun, weil sie schon als Kinder infiziert waren
  • Durchschnittlich entstehen rund 250 Pocken auf dem Körper
  • Man kann sich gegen diese Infektionskrankheit impfen lassen
  • Windpockenviren bleiben noch Jahre im Körper und können später eine Gürtelrose auslösen
  • Windpocken können für Schwangerschaften ab dem 6. Monat lebensbedrohlich sein

Ursachen von Windpocken

Windpocken sind eine Viruserkrankung, welche durch die sogenannte Tröpfcheninfektion übertragen wird. Das bedeutet, dass wenn Person A infiziert ist und hustet, niest oder spricht, winzige Speicheltröpfchen in die Luft gelangen, die man mit dem bloßen Auge nicht erkennen kann – selbiges gilt auch für das Küssen oder das gemeinsame Benutzen von Besteck oder Gläsern/Bechern. Eine nicht infizierte Person nimmt diese Speicheltröpfchen auf, wodurch das Virus in den Körper gelangt.

Den Namen haben Windpocken vor allem aus dem Grund erhalten, weil sie sich gerne „vom Wind“ auch über weite Strecken verbreiten können.

Bei Windpocken kommt noch hinzu, dass die Flüssigkeit, die sich in den Ausschlagsblasen befindet, ebenfalls hochansteckend ist. Kratzt der Erkrankte an dem Ausschlag, können die Viren auch über den Körperkontakt wie z. B. beim Händeschütteln weitergegeben werden, weil sich Person B dann ins Gesicht fasst oder Ähnliches.

Da das Varizella-Zoster-Virus ziemlich überlebensfähig ist, kann es auch beispielsweise an Türgriffen oder Wasserhähnen lauern.

Symptome: Wie zeigen sich Windpocken?

In den ersten 1 bis 2 Tagen fühlt sich eine Infektion mit Windpocken wie eine leichte Erkältung mit Fieber an:

  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Fieber
  • Unwohlsein

Erst danach treten die typischen Symptome auf:

  • Stark juckender Hautausschlag (hellrote Knötchen) vom Kopf über den ganzen Körper
  • Fieber (selten über 39 °C)
  • Betroffen sein können auch die Schleimhäute, Genitalien und Kopfhaut

Im Verlauf füllen sich die Bläschen, die dann später austrocknen.

Die Inkubationszeit nach der Ansteckung beträgt 11 bis 21 Tage, bis sich die ersten Symptome zeigen – meistens jedoch treten sie im Zeitraum von 16 und 18 Tagen auf.

Die Ansteckungsphase beginnt 1 bis 2 Tage vor dem Ausbruch bis der Hautausschlag beginnt auszutrocknen.

Windpocken: Arztwahl und Diagnose

Da Windpocken meistens bei Kindern vorkommen, ist der Kinderarzt die richtige Wahl. Grundsätzlich können Sie selbstverständlich bei Ihrem Hausarzt, vor allem, wenn Sie erwachsen sind, vorstellig werden.

Zuvor sollten Sie die Arztpraxis telefonisch informieren, damit sie entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen kann.

Zunächst wird ein Anamnesegespräch geführt und dann die körperliche Untersuchung vorgenommen. Windpocken entwickeln ziemlich schnell einen charakteristischen Ausschlag, der in der Regel durch eine einfache Blickuntersuchung diagnostiziert werden kann.

In den meisten Fällen bedarf es keinen weiteren Untersuchungen. Ausnahmen sind:

  • Immunsystemgeschwächte
  • Patienten mit einer Erkrankung des zentralen Nervensystems
  • Lungenentzündung
  • Schwangerschaft
  • Neugeborene

Um zu testen, ob sich Windpockenviren im Körper befinden, kann die Bläschen-, Hirn- oder Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) untersucht werden.

Bei Ungeborenen bzw. Neugeborenen kann eine Probe der Plazenta (Chorionzottenbiopsie) oder des Fruchtwassers (Fruchtwasseruntersuchung) bzw. des kindlichen Blutes (Nabelschnurpunktion) entnommen und untersucht werden.

Behandlung von Windpocken

Leider gibt es keine Medikamente gegen Windpocken, weil es sich um eine Viruserkrankung handelt. Aus diesem Grund können ausschließlich die Symptome gelindert werden.

Wie bei ziemlich jeder anderen Erkrankung ist Bettruhe das A und O, denn nur so kann der Körper sich an die Arbeit machen, alle Kräfte in die Genesung zu investieren. Entsprechend, und wegen der hohen Ansteckungsgefahr, sollten Kindergarten, Schule oder Arbeit sowie Sport- und andere Gemeinschaftsaktivitäten nicht besucht werden – wenigstens während der Ansteckungszeit nicht.

Gegen den Juckreiz kann der Arzt ein juckreizstillendes Medikament verschreiben. Allerdings scheiden sich hier die Geister, ob das sogenannte Antihistaminikum auch wirklich wirkt.

Sollten Fieber und Schmerzen auftreten, kann ein Fieber- und Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden.

Für Kinder sind Mittel mit Acetylsalicylsäure tabu, weil dadurch das Reye-Syndrom ausgelöst werden kann, welches im schlimmsten Fall tödlich enden kann.

Sollte es zu einem schweren Windpockenverlauf kommen, oder wenn der Patient ohnehin ein geschwächtes Immunsystem hat, kann der Arzt ein virenhemmendes Medikament (Virustatikum) verschreiben.

Komplikationen

Wie bei ziemlich allen Erkrankungen kann es zu schweren Komplikationen kommen, wenngleich Windpocken in den allermeisten Fällen harmlos verlaufen.

Mögliche Komplikationen sind:

  • Bakterielle Entzündung der Bläschen (bakterielle Superinfektion)
  • Lungenentzündung
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Gehirnentzündung (Enzephalitis)
  • Hirnhautentzündung (Meningitis)
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
  • Nierenentzündung (Nephritis)

Eine Hirnhautentzündung (Enzephalitis) kann nicht nur zu bleibenden Hirnschäden führen, in ganz schweren Fällen kann sie tödlich enden.

Komplikationen bei Schwangeren

Frauen, die bisher nicht an Windpocken erkrankt waren, haben keine Antikörper im Blut. Im schlimmsten Fall kann eine Ansteckung mit dem Varizella-Zoster-Virus das „Fetale Varizellen-Syndrom“ auslösen.

Folgen im 1. und 2. Schwangerschaftsdrittel können sein:

  • Fehlgeburt (Abort)
  • Hautveränderungen
  • Neurologische Erkrankungen
  • Neurologische Fehlbildungen
  • Skelettanomalien

Folgen 4 bis 5 Tage vor der Geburt bzw. an Tag 2 nach der Geburt:

  • Tod des Babys (20 Prozent)

Wenn das Kind bereits ca. 4 Tage auf der Welt ist, ist eine Infektion mit Windpocken nicht mehr ganz so gefährlich. Die Sterberate sinkt auf 2 bis 3 Prozent bei einem Alter zwischen 5 und 10 bis 12 Tage nach der Geburt.

Die Ansteckungsgefahr von der Mutter auf das Kind liegt im Zeitraum von 3 Wochen vor bis 2 Tage nach der Geburt bei 25 bis 30 Prozent.

Vorbeugung mit Impfung: Ja oder Nein?

Die einzige vorbeugende Maßnahme gegen Windpocken ist eine entsprechende Impfung.

Aktuell beschäftigen sich viele Menschen mit dem Thema, ob Impfungen noch zeitgemäß und ob die möglichen Risiken eingehbar sind.

Nur durch eine Impfung kann eine Ansteckung verhindert werden. Sie wird in der Regel in Form einer Kombinationsimpfung mit Mumps-, Masern- und / oder Rötelnerregern verabreicht. In den ersten Tagen kann es zu körperlichen Reaktionen wie beispielsweise Fieber und / oder Rötungen und Juckreiz an der Einstichstelle kommen. Dabei sind viele Impfgegner schon alarmiert, weil doch ein Rest-Hühnereiweiß in der Impfung enthalten ist, könnte das (sehr unwahrscheinliche) Risiko bestehen, dass die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung übertragen wird.

Ob ein schwindend geringer Prozentsatz einer Möglichkeit ausreicht, um die vielen möglichen Komplikationen von Windpocken zu rechtfertigen, muss jeder für sich entscheiden.

Empfohlen wird die Impfung zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat. Danach erfolgt eine weitere Impfung im Abstand von 4 bis 6 Wochen.

Außerdem sollte sich jeder, der noch keine Windpocken hatte und zwischen  9 und 17 Jahre alt ist, impfen lassen – ebenso wie Frauen, die einen Kinderwunsch haben.

Die Impfung gegen Windpocken ist meistens nicht kostenlos, wie es bei der MMR-Impfung der Fall ist. Ob, und in welcher Höhe sie ausfallen, sollten Sie bei Ihrer Krankenkasse erfragen.

Wer sollte sich außer Kindern impfen lassen?

  • Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 17 Jahren
  • Frauen, die einen Kinderwunsch haben
  • Bei unklarem Windpockenstatus
  • Mitarbeiter im Gesundheitsdienst oder in Gemeinschaftseinrichtungen

Folge: Gürtelrose

Eine Ansteckung mit Varizellen-Viren löst nicht nur die Windpocken aus, sie können auch für Gürtelrose verantwortlich sein. Dies kann auch Jahre nach der Ansteckung und dem Windpockenausbruch geschehen. Der Inhalt der Bläschen ist ansteckend (wenn auch weniger als der von Windpocken), wobei man Person B nicht mit Gürtelrose, sondern mit Windpocken ansteckt, wenn diese selbst noch nicht erkrankt war und nicht geimpft wurde.

Windpocken sind meldepflichtig

§ 6 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) beinhaltet, dass Windpocken meldepflichtig sind. Das verpflichtet gesetzlich zum einen, den behandelnden Arzt, die Erkrankung dem Gesundheitsamt zu melden, und den Betroffenen (bzw. dessen Erziehungsberechtigten), alle Arten von Gemeinschaftseinrichtungen zu meiden.

Fazit – Viruskrankheit, die im Körper verbleibt

Windpocken verlaufen in der Regel sehr harmlos und sind nach rund 10 Tagen nach dem Ausbruch wieder abgeklungen. Vorbeugende Maßnahmen gibt es nicht, außer einer Impfung. Dennoch sollten Windpocken, gerade im Jugend- und Erwachsenenalter, nicht auf die ganz leichte Schulter genommen werden – vor allem dann nicht, wenn man ein Kind im Bauch trägt.