Otosklerose – Krankheitssymptome, Ursachen, Therapie und Behandlung

Wenn die Ohren immer schlechter werden und es so wirkt, als würde der Betroffene langsam aber sicher taub werden, spricht man von einer Otosklerose, sofern noch andere Faktoren hinzukommen. Zu einer Taubheit muss es nicht kommen, wenn Betroffene rechtzeitig den Gang zum Arzt antreten und sich behandeln lassen.

Inhalt

Was ist Otosklerose?

Die Otosklerose ist besser bekannt als „schleichender Hörverlust“ und beschreibt die Auswirkungen der Erkrankung schon sehr gut. Der Hörsinn kann aufgrund einer Knochenfehlbildung im Ohr so sehr gestört bzw. geschädigt werden, dass die Taubheit droht.

  • am häufigsten betroffen sind Menschen zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr
  • in der Regel handelt es sich bei einer Otosklerose um eine Erbkrankheit, seltener um andere Ursachen
  • meist ist das eine Ohr stärker betroffen, als das andere
  • Frauen leiden häufiger an einer Otosklerose als Männer

Das Ohr besteht aus dem äußeren, dem mittleren und dem inneren Ohr. Hinter dem empfindlichen Trommelfell befinden sich in der sogenannten Paukenhöhle drei winzig kleine Knöchelchen, die sich Hammer, Amboss und Steigbügel nennen.

Sie sind miteinander verbunden, aber auch sehr beweglich, da sie die Aufgabe haben, den eindringenden Schall zu dämpfen und ihn an das Innenohr zu leiten. Der Steigbügel ist das dritte Knöchelchen und gleichzeitig auch der kleinste Knochen, den ein Mensch besitzt. Er sitzt an der Membran des ovalen Fensters und bildet damit die direkte Verbindung zum Innenohr.

Von einer Otosklerose spricht man, wenn der Knochen nicht regelmäßig wächst, weich wird und sich verhärtet. In den meisten Fällen ist der Steigbügel betroffen, aber es können auch die Innenohrstruktur sowie die Schnecke oder das Gleichgewichtsorgan betroffen sein.

Durch diese „Wachstumsstörung“ wird der Steigbügel so umwachsen, dass er sich nicht mehr richtig bewegen kann und damit die Fähigkeit verliert, den Schall weiterzuleiten. Dies nennt man Stapesfixation, woraus die Schallleitungsschwerhörigkeit entsteht.

Zu weiteren Symptomen kommt es, wenn auch das Innenohr betroffen ist und dort Verknöcherungen auftreten. Dann stellen sich Ohrgeräusche (Tinnitus) und auch Schwindel ein.

Ursachen von Otosklerose

Die Ursachen für Otosklerose sind bis heute nicht eindeutig geklärt.

In der Regel handelt es sich um eine erblich bedingte Krankheit, aber auch Virusinfektionen und andere Möglichkeiten kommen in Frage:

  • Masern
  • Mumps
  • Röteln
  • hormonelle Veränderungen (z. B. Schwangerschaften)

Symptome, die auf Otosklerose hindeuten können

Anfangs sind keinerlei Symptome spürbar. Der Verlauf ist schleichend und langsam.

  • anfänglich einseitige Verschlechterung des Hörsinns
  • Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • Schwindel (wenn auch das Innenohr betroffen ist)
  • leiseres Sprechen

Bei voranschreitender Otosklerose sind später beide Ohren betroffen. Sie kann zur vollkommenen Taubheit führen.

Arztwahl und Diagnose von Otosklerose

Sollten Sie die genannten Symptome bei sich entdecken, ist der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Ihr Ansprechpartner des Vertrauens.

Sollte ein Verdacht auf Otosklerose bestehen, führt der HNO-Arzt zunächst einige (Hör-) Tests durch. Mit ihnen wird die Schallweiterleitung vom Steigbügel zum Innenohr getestet.

  • Otoskopie: Betrachtung des äußeren Gehörganges und des Trommelfells
  • Tonaudiogramm: Messung des subjektiven Hörvermögens für Töne
  • Gellé-Versuch: Prüfung der Beweglichkeit der Gehörknöchelchen

Außerdem kann die Krankheit mithilfe einer Röntgenaufnahme, Computertomografie (CT) und / oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) diagnostiziert werden.

Behandlung der Otosklerose

Bisher gibt es keine medikamentöse Möglichkeit, um Otosklerose zu heilen – es bleibt nur eine Operation.

Stapesplastik – Mikrochirurgische Therapie

Ziel: Dem Steigbügel wird die benötigte Beweglichkeit wiedergegeben, damit der Schall wieder problemlos übertragen werden kann.

Voraussetzung: Eine Stapesplastik kann dann durchgeführt werden, wenn das Innenohr keinen bis nur wenig Schaden genommen hat.

Methode der Stapedotomie

Der Chirurg entfernt den Steigbügel und teilweise dessen Fußplatte. Dies geschieht entweder mit sehr feinem Werkzeug oder einem Laser.

Der entfernte Teil wird dann mit einer Prothese aus Teflon, Platin, Titan oder Gold ersetzt. Mithilfe einer kleinen „Öse“ wird die Prothese am Amboss befestigt.

In der Regel wird die Stapedotomie in örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) durchgeführt, in dem das Betäubungsmittel in den äußeren Gehörgang injiziert wird. Anschließend erfolgt ein kleiner Schnitt, damit der Chirurg besser iun den Gehörgang gelangt, um dort das Trommelfell zu lösen, um die OP am Steigbügel und Amboss durchführen zu können. Zum Schluss wird das Trommelfell wieder an seinen Platz gesetzt.

Methode der Stapedotomie

Die Stapedotomie gilt mittlerweile als Standard, weil sie komplikationsloser ist, da hierbei nur der Steigbügelschenkel und nicht auch die Fußplatte entfernt wird.

Dafür wird ein kleines Loch in die Fußplatte gebohrt, sodass dadurch eine kleine stempelförmige Platin-Teflon-Prothese „angebaut“ werden kann, die am Amboss befestigt wird.

Verlauf

Ein stationärer Aufenthalt von 2-3 Tagen ist notwendig. Es muss eine Tamponade im Gehörgang getragen werden, welche nach einer Woche mit den Fäden entfernt wird.

In der zweiten Woche sind erste Hörergebnisse zu erwarten, während die Heilung nach 4-6 Wochen abgeschlossen und das Hörvermögen wieder hergestellt ist.

Kommt es zu einem bräunlichen Ausfluss, ist dies ganz normal und gehört zum Heilungsverlauf.

Vorteile und Nachteile

  • + sehr gute Heilungschancen
  • + kurze OP
  • + Lokalanästhesie: Verbesserungen oder Verschlechterungen können direkt auffallen und korrigiert werden
  • allgemeine OP-Risiken
  • Ertaubungsrisiko von 1 % durch Reaktion auf die Prothese

Alternative: Hörgerät

Kann die Stapesplastik nicht angewandt werden, weil das Innenohr zu sehr beeinträchtigt ist oder der Patient diese Operation nicht machen möchte, kann mit einem Hörgerät Abhilfe geschaffen werden.

Vorteile und Nachteile

  • + keine OP-Risiken
  • das Voranschreiten der Otosklerose wird nicht verhindert
  • der Schall wird nicht so gut wie vom Ohr selbst übertragen (normaler und erkrankter Zustand)

Ist Otosklerose heilbar?

Wie bei vielen anderen Erkrankungen kommt es auch hier auf den Zeitpunkt der Behandlung an. Umso früher der Betroffene bei einem Arzt vorstellig wird, desto größer sind die Heilungschancen.

In über 90 % der Fälle ist eine Heilung oder wenigstens eine Verbesserung möglich, wenn eine Operation durchgeführt wird und diese komplikationslos verläuft.

Anders sieht es aus, wenn eine Innenohrschwerhörigkeit besteht. Dann ist die Erkrankung leider nicht heilbar.

Komplikationen und Risiken der Operation

In seltenen Fällen kann es dazu kommen, dass die eingesetzte Prothese nicht hält und verrutscht. Dann ist eine erneute Operation notwendig.

Ebenso kann es passieren, dass sich das Hörvermögen nicht verbessert, sondern verschlechtert.

Außerdem kann es unter anderem zu folgenden Komplikationen kommen:

  • Ohrgeräusche (Tinnitus), Hörverschlechterung bis hin zur Taubheit durch Schädigung der Ohren durch die OP
  • Verletzungen des Geschmacks- oder Gesichtsnervs
  • daraus folgende Lähmungen oder Ähnliches (temporär oder bleibend)
  • Trommelfellloch
  • Abstoßung der Prothese
  • Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse
  • Wundinfektionen
  • Hirnhautentzündung oder ein Hirnabszess (abgekapselter Eiterherd)
  • Wundheilungsstörungen
  • Narbenbildungen
  • allergische Reaktionen

Zu den möglichen Risiken wird der behandelnde Arzt ausreichend aufklären.

Otosklerose -Vorbeugung

Zwar ist eine Vorbeugung nicht möglich, dafür allerdings eine Beeinflussung des Verlaufs. Hierfür muss so früh wie möglich ein Arzt konsultiert werden, um die drohende Taubheit zu umgehen.

Sollte die Erkrankung in der Familie vorkommen, sollten regelmäßige Kontrollen beim HNO-Arzt stattfinden.

Fazit – Dem Hörverlust kann Einheit geboten werden

Bei einer frühzeitigen Behandlung (und wenn das Innenohr nicht zu sehr beschädigt ist) muss die Otosklerose nicht in einer Taubheit enden. Trotz dessen die OP einige Risiken mit sich bringt, sollte sie, wenn möglich, in Betracht gezogen werden, weil viele Betroffene danach innerhalb kurzer Zeit ein ganz neues Lebensgefühl genießen können. Demgegenüber ist absolut zu einer OP zu raten.