Das Larynxkarzinom ist besser bekannt als Kehlkopfkrebs. Er gilt als die häufigste Tumorerkrankung, die im Kopf-Hals-Bereich vorkommen kann, dafür meistens aber auch „selbst verschuldet“ ist.
Inhalt
Larynxkarzinom – was ist das?
Bei einem Larynxkarzinom handelt es sich um den gefürchteten Kehlkopfkrebs, welcher an unterschiedlichen Stellen des Kehlkopfes auftreten kann.
Er wird in drei Bereiche unterteilt:
- Supraglottis: oberhalb der Stimmlippen
- Glottis: auf Höhe der Stimmlippen
- Subglottis: unterhalb der Stimmlippen
Der Kehlkopf hat die Aufgabe, uns sprechen und atmen und uns nicht ersticken zu lassen, indem er mithilfe des Kehldeckels die Nahrung aus der Luftröhre fernhält.
- Männer erkranken meistens um das 66. Lebensjahr, Frauen um das 63. Lebensjahr
- die häufigsten Kehlkopftumore kommen im stimmbildenden Teil vor
Stadien des Kehlkopfkrebses in der Stimmritze (Glottis):
- T1: Betroffen sind eine oder beide Stimmlippen (T1a bzw. T1b). Stimmlippenbeweglichkeit: normal
- T2: Die benachbarte Kehlkopfebene (Supraglottis und/oder Subglottis) ist betroffen.
Stimmlippenbeweglichkeit: eingeschränkt - T3: Nur der Kehlkopf ist betroffen.
Stimmlippenbeweglichkeit: unbeweglich. - T4: Andere Gewebe (beispielsweise Luftröhre, Schilddrüse oder Weichteile des Halses) sind betroffen.
- N1 bis N3: Metastasen haben sich in den Lymphknoten gebildet.
- M1: Auch andere Organe sind betroffen (Fernmetastasen).
Wenn es sich um einen subglottischen und supraglottischen Tumor handelt, wird die T-Klassifikation angewendet.
Ursachen des Larynxkarzinoms
Die häufigste Ursache des Larynxkarzinoms ist und bleibt das Rauchen. Durch die immerwährende Zufuhr der krebserregenden Stoffe, die im Tabak enthalten sind, kann der Krebs auf der Schleimhautoberfläche wachsen.
Außerdem ist der übermäßige Genuss von Alkohol ein ebenso großer Risikofaktor. Der Konsum von beiden Suchtstoffen lässt das Krebsrisiko noch weiter steigen.
Außerdem kann das Humane Papillomvirus (HPV, Typ HPV 16) ein Faktor für das Larynxkarzinom sein. Zwar lösen diese Viren vorzugsweise Krebs im Zungen- oder Rachenbereich aus, aber der Kehlkopf kann auch angegriffen werden.
Eine weitere Ursache ist der (berufliche) Kontakt mit Stoffen wie beispielsweise Nickel, Arsen, Chrom oder Asbest.
In manchen Studien konnte zudem eine Verbindung zwischen einem Larynxkarzinom und der Refluxkrankheit nachgewiesen werden.
Symptome, die auf das Larynxkarzinom hindeuten können
Zu Beginn zeigt ein Larynxkarzinom keine Symptome. Das Fatale ist, dass er auch in höheren Stadien keinerlei Anzeichen zeigt, was abhängig von der Platzierung des Tumors ist.
Der Glottis-Tumor gilt als die häufigste Variante dieses Krebses, die auch in einem Frühstadium Symptome zeigt.
Frühzeitige Symptome:
- Heiserkeit (Stimmlippenkrebs)
Fortgeschrittenes Stadium:
- geschwollene Lymphknoten (wenn der Krebs gestreut hat)
- Halsbeschwerden
- Fremdkörpergefühl
- Schluckbeschwerden
- Stimmveränderungen
- Atemprobleme
- Blutungen
- Verengung des Luftröhreneingangs
- Halsschwellungen
- Ohrenschmerzen
- Gewichtsverlust
Viele der Symptome können auch auf ganz harmlose Erkrankungen hindeuten. Deswegen sollten Sie, wenn Sie diese Symptome in einem Zeitraum von über zwei Wochen bei sich oder einem Menschen in Ihrem Umfeld bemerken, einen Arzt aufsuchen – vor allem dann, wenn die Risikofaktoren auf Sie oder Ihre Liebsten zutreffen.
Arztwahl und Diagnose von Kehlkopfkrebs
Sollten Sie die genannten Symptome bei sich entdecken, empfehlen wir Ihnen, sich an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt zu wenden.
Die Kehlkopfkrebs-Diagnose kann mithilfe einer sogenannten Kehlkopfspiegelung gestellt werden. Hierfür wird in Vollnarkose ein Spiegel oder eine Lupenoptik in den Rachen eingeführt.
Sind auffällige Bereiche vorhanden, wird eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen und mikroskopisch untersucht.
Außerdem sollte schnellstmöglich geklärt werden, ob auch umliegende Gewebe wie beispielsweise die Lymphknoten oder andere Organe betroffen sind. Dies wird im Rahmen einer Computertomografie (CT) oder einer Kernspintomografie (MRT) gemacht.
Behandlung des Larynxkarzinoms
Da es sich um einen bösartigen Tumor handelt, kann alleinig eine Operation helfen.
Entfernung über den Mund (Mikrochirurgie, endolaryngeale Laserchirurgie)
Oft ist es möglich, den Tumor unkompliziert über den Mund zu entfernen. Das betroffene Gewebe wird entweder mit einem sogenannten Laryngoskoprohr oder einem Laser entfernt. Der Kehlkopf bleibt erhalten, es erfolgt kein Luftröhrenschnitt und das Schlucken und Atmen normalisiert sich in der Regel kurz nach der OP.
Leider kommt diese Methode nur zum Einsatz, wenn sich um einen frühstadlichen Tumor handelt.
Offene Kehlkopfoperation
Die meisten Tumore werden erst in einem späten Stadium entdeckt. Dann muss der Kehlkopf freigelegt werden, welcher anschließend teilweise oder komplett entfernt wird.
Infolgedessen besteht ein dauerhafter Luftröhrenschnitt (Tracheostoma) und die Stimmbildung ist zerstört.
Neck-Dissection
Bei einer Streuung in die Lymphknoten werden diese ebenfalls entfernt. Dadurch entsteht, durch die Entfernung einiger Muskel- und Nervengewebe im Kopf und Schulterbereich, eine mitunter sehr große Bewegungseinschränkung.
Strahlen- und/oder Chemotherapie
Außerdem gibt es die Möglichkeit, eine Bestrahlung durchzuführen. Zusätzlich kann eine Chemotherapie (Radiochemotherapie) kombiniert werden.
Ob diese eine Alternative oder eine Ergänzung darstellt, ist abhängig vom Tumor, des Gesundheitszustandes und des Wunsches des Patienten.
Folgen der Operation
Bei einer Kehlkopfentfernung (Laryngektomie), erhält der Betroffene nicht nur eine künstliche Atemöffnung (Tracheostoma), sondern verliert auch die Fähigkeit zu sprechen.
Anlage eines Tracheostomas
Das Tracheostoma stellt eine künstliche Verbindung zur Luftröhre dar, die durch die Operation geschaffen wird. Dabei wird die Trachea an die äußere Halshaut angenäht, was zunächst abheilen muss. Anfänglich reizt dieser Eingriff die Atemwege, welche mit vermehrter Schleimbildung reagieren. Dadurch kann es zum Husten kommen, was sich im Laufe der Zeit allerdings alles normalisiert.
Stimmrehabilitation
Elektronische Sprechhilfe
Hierbei erhalten Betroffene ein externes Handgerät, welches auf der Basis von Vibrationen arbeitet. Die Sprechhilfe wird an den Hals oder das Gesicht gehalten, sodass der Klang durch Zunge und Lippen entstehen kann bzw. dieser dadurch zur Sprache wird. Allerdings muss man bedenken, dass es niemals der alten Stimme gleichkommen wird, weil sie roboterhaft klingt.
Vorteile und Nachteile
+ bereitet beim Telefonieren weniger Probleme als die Speiseröhrenstimme
+ schnelle Wiederaufnahme der Kommunikation möglich
– Stimme klingt unangenehm
– kein freihändiges Sprechen möglich
– nicht bei jedem Patienten kann diese Methode angewandt werden
– äußerlich sichtbar
– Gerät muss immer mit dabei sein
Ösophagusersatzstimme (Ructusersatzstimme)
Die sogenannte Ösophagusersatzstimme wird durch den eigenen Körper erzeugt, in dem die Luft ganz gezielt in die Speiseröhre ein- und ausgesaugt wird. Mithilfe der typischen Mundbewegungen wird dies dann zur Sprache.
Vorteile und Nachteile
+ keine OP nötig
+ keine OP-Risiken
+ freihändiges Sprechen möglich
– nur wenige Betroffene erlernen diese Sprechmethode
– sie ist anstrengend
– es reicht oft nur für kurze und einfache Wörter und Sätze
– körperliche Nebenwirkungen wie beispielsweise Sodbrennen, Luftschlucken oder Blähungen
Einsatz einer Stimmprothese
Die Prothese wird zwischen Luftröhre und Speiseröhre eingesetzt und kann direkt nach der Laryngektomie eingesetzt werden. Die Stimme entsteht mithilfe der Abdeckung des Tracheostomas vor dem Ausatmen. Anschließend wird die Luft in Luftröhre bis hin in die Speiseröhre geleitet. Sie erzeugt Vibrationen, welche für den Stimmklang sorgen. Zunge und Lippen helfen, die Worte zu formen.
Vorteile und Nachteile
+ erfolgreichste Methode
+ klingt sehr natürlich und der Eigenen ähnlich
+ freihändiges Sprechen möglich
+ schnelle Wiederaufnahme der Kommunikation möglich
– Fremdkörpergefühl kann bestehen
– reinigen oder wechseln der Prothese nötig
Ist ein Larynxkarzinom heilbar?
In der Regel kann von einer 5-Jahres-Überlebensrate bei 60 – 70 % ausgegangen werden.
Umso früher der Kehlkopfkrebs entdeckt wird, desto höher ist die Heilungs- und Überlebenschance – auch hinsichtlich der Folgen.
Am häufigsten kommt der Kehlkopfkrebs in den ersten 1-3 Monaten vor – dies betrifft 85 % der Fälle.
Vorbeugende Maßnahmen
Da Rauchen als Hauptrisiko für das Larynxkarzinom gilt, sollten Sie gar nicht erst damit anfangen oder so schnell wie möglich aufhören – auch wegen des Lungenkrebsrisikos.
Gleiches gilt für den übermäßigen Alkoholkonsum, welcher ebenso die Leber auf Dauer schädigt.
Sollten Sie alleine nicht aufhören können, können Sie sich jederzeit an eine Beratungsstelle wie beispielsweise die der Caritas, des DRKs oder an eine in Ihrer Nähe wenden. Eine Anlaufstelle kann auch Ihr Hausarzt sein.
Weiterhin sollten Sie beruflich entsprechende Vorsichtsmaßnahmen befolgen, wenn Sie mit bestimmten chemischen Stoffen arbeiten. Doch auch, wenn Sie beispielsweise in einem Haus leben, sollten Sie nur fachkundige Handwerker ans Werk lassen, die Sie davon möglicherweise befreien können.
Fazit – mit einem Larynxkarzinom ist nicht zu spaßen
Da es sich bei einem Larynxkarzinom immer um einen bösartigen Tumor handelt, sollten Sie keine Zeit verlieren, diesen behandeln zu lassen. Umso schneller die Behandlung beginnt, desto besser kann entfernt werden und desto mehr Lebensqualität bleibt erhalten, ohne beispielsweise den Kehlkopf in Mitleidenschaft zu ziehen.
Auch wenn diese Krebserkrankung im Gesamtbild nur 1 – 1,5 % der Krebstoten ausmacht, ist sie nicht zu unterschätzen.